Städte wollen Vorkaufsrecht
Gemeinsam mit dem Bundesamt für Wohnungswesen (BWO) hat der Schweizerische Städteverband (SSV) bei seinen Mitgliedern eine wohnungspolitische Umfrage gemacht. Die drei zentralen Erkenntnisse: Der Wohnraum ist knapp; es fehlt an verfügbarem Bauland; das Vorkaufsrecht gilt als zentrale Massnahme gegen die Wohnungsknappheit. Gut zwei Drittel der Städte gaben an, das Wohnungsangebot sei «etwas zu klein» oder «viel zu klein». Ein wichtiges wohnungspolitisches Ziel ist das preisgünstige Wohnen. Das Problem sei aber, dass zu wenig verfügbares Bauland vorhanden sei (80 Prozent), die Verfahren lang und kompliziert seien und das Interesse der privaten Investoren fehle (je 50 Prozent). Viele der Städte würden gerne mehr Land erwerben, die Preise am freien Markt seien aber zu hoch. Handlungsbedarf sehen sie auch bei der Bundespolitik. Als mögliche Gesetzesänderungen wurde am häufigsten ein Vorkaufsrecht von Bauland und Liegenschaften genannt (80 Prozent), gefolgt von der Mitteilung der Vormiete (70 Prozent).
Erneut mehr Schlichtungen
Im zweiten Halbjahr 2022 sind die Schlichtungen schweizweit um 6 Prozent angestiegen. In etwas mehr als der Hälfte der Fälle konnte zwischen den Parteien eine Einigung erzielt werden. Häufigste Gründe waren Kündigungen und Zahlungsforderungen (zusammen 30 %). Auffällig im gesamten Jahr war der Anstieg der Schlichtungen aufgrund von Streitigkeiten wegen Mietzinserhöhung (plus 7,2 %).
Angst vor Verdrängung
Ende Mai hat das Online-Magazin «Tsüri.ch» eine Umfrage zum Thema Wohnungsnot publiziert, an der sich knapp 10 000 Zürcher*innen beteiligt haben. Auf eine ETH-Studie angesprochen, gemäss der Personen mit tiefen Einkommen, Familien und Migrant*innen zunehmend aus der Stadt verdrängt werden (vgl. M+W 2/23, «Endlich Zahlen zur Verdrängung»), gaben 92 Prozent an, dies würde ihnen Sorgen bereiten. Rund 60 Prozent der Befragten glauben ausserdem, sich beim nächsten Umzug keine Wohnung mehr in Zürich leisten zu können.