Lasst es summen

Der Frühling steht vor der Tür. Höchste Zeit, sich über Be­grünungsmassnahmen Gedanken zu machen.

Eine deutsche Studie hat vor zwei Jahren für Aufsehen gesorgt. Forschende haben festgestellt, dass die Masse von Insekten in den letzten dreissig Jahren um dramatische 75 Prozent ab­genommen hat. Dies sollte uns beunruhigen, denn Insekten erbringen für uns zentrale Dienstleistungen durch das Bestäuben von Obstbäumen und Ackersaaten. Viele Mieter*innen, die ja auch Konsument*innen sind, möchten darum etwas tun für Bienen, Schwebefliegen, Hummeln und Schmetterlinge. 

Ein Hotel für Bienen

Die Biodiversität im engeren Bereich zu fördern, ist gar nicht so schwierig. Auf Balkonen oder selbst auf sonnenbeschienenen Fenstersimsen lässt sich etwas für die Insekten tun. Neben Majoran, Basilikum oder Schnittlauch für die eigene Küche lassen sich auch Wildblumen-Kistchen mit Margriten, Lichtnelken oder Habichtskraut aufstellen. Und für ein kleines Wildbienenhotel hat es immer irgendwo Platz, etwa seitlich an der Fensterleibung oder am Fensterladen. 

Schluss mit dem monotonen Rasen

Eine grosse Chance bietet aber auch der Aussenraum um unser Wohnhaus; die Palette von Massnahmen ist gross.
Das monotone Rasengrün ist ein Graus; in vielen Köpfen gilt der möglichst knappe Schnitt immer noch als Inbegriff für Ordentlichkeit. Was einfach nur trostlos ist. Machen wir uns stark für eine Magerwiese, ein grosses Bienenhotel auf einer Beige Backsteine und für einheimische Sträucher. Im Idealfall ist am Wiesenrand sogar Platz für einen Kies- oder Holzhaufen. Damit fördern wir Insekten, Schmetterlinge und Vögel ganz direkt. Nicht nur für die Kinder, auch für Erwachsene bieten solche Biotope aufregende Beobachtungen. 

Und wer pflegt das Ganze? In jedem Mehrfamilienhaus finden sich Freiwillige, welche bereit sind, bei der Pflege einer naturnahen Umgebungsanlage mitanzupacken. Manche Verwaltung lenkt auch durchaus ein, wenn es darum geht, die blühend-bunten und summenden Wildblumeninseln beim Mähen stehen zu lassen. Weiter kann eine Kompostanlage für Gemüseabfälle und Apfelschalen wärmstens empfohlen werden. Das bedingt allerdings, dass sie von zwei, drei Haushalten betreut wird.

Gemeinschaftsdächer, Reihenhäuser

Eine weitere Möglichkeit für die Begrünung sind die Gemeinschaftsdächer. Sie bieten optimale Gelegenheiten für die Förderung der Biodiversität, sei es mit Strauchtöpfen, Blumen- und Gemüsehochbeeten. Ein Regenfass zur Bewässerung der Pflanzen lässt sich immer organisieren. Wer ferner in einem Einfamilien- oder Reihenhaus wohnt – das gibt es in einigen Genossenschaften immer noch –, kann seine grüne Kreativität voll ausleben: Gemüsebeete mit Fenchel, Dill oder Rüebli locken etwa den prächtigen Schwalbenschwanz an. Sonnenblumen, Karden oder Königskerzen freuen den bunten Distelfink. Einheimische Sträucher wie Felsenbirne, Holunder, Salweide oder Kornelkirsche locken zahlreiche Vögel und Insekten an. 

Fragen kann man immer

Wie geht man vor, wenn man der Verwaltung konkrete Vorschläge für eine Magerwiese unterbreiten will? Zunächst kann man bei diversen Organisationen wie Bioterra, Pro Natura oder BirdLife Schweiz Rat einholen. Daraus lässt sich ein Konzept ausarbeiten. Viele aufgeschlossene Hausbesitzende und Genossenschaften kennen Bewohnerforen, welche das Anliegen direkt der Verwaltung unterbreiten können, vielleicht sogar mit einem konkreten Budget: Saatgut für eine Magerwiese und einige Sträucher kosten nicht mehr als um die tausend Franken. Freiwillige der genannten Naturschutzorganisationen können unter Umständen sogar beim Anlegen behilflich sein. Auch hier gilt: Fragen ist nicht verboten!

Text: Stefan Hartmann