Jetzt hat der erste Rat entschieden: Mit der Annahme von zwei Vorstössen der Immobilienlobby will der Nationalrat den Kündigungsschutz für Mietende aufweichen. Folgt ihm der Ständerat, kommt es definitiv zum Referendum durch den MV.
Der Angriff des Parlaments auf die Untermiete ist auch ein Angriff auf Wohnformen, die künftig an Bedeutung gewinnen dürften, wie der Text von Esther Banz zeigt. Menschen, die aus finanziellen Gründen nicht aus der zu gross gewordenen Wohnung ausziehen können, können so ein Zimmer vermieten; Studierende, die keine eigene Wohnung vermögen, können sich eine teilen; Gastfamilien können Geflüchtete bei sich aufnehmen, und wer für eine Weile ins Ausland zieht, kann dank der Untermiete die Wohnung behalten. Der Untermietvertrag ermöglicht sozial, ökonomisch und auch ökologisch nachhaltiges Wohnen. In einer Zeit, in der wir über zu wenig Wohnraum und den gestiegenen Flächenverbrauch diskutieren, steht das Ansinnen der Parlamentsmehrheit doch ziemlich schräg in der Landschaft.
Das Gleiche könnte man über einen kürzlich in der NZZ veröffentlichten Artikel sagen. In diesem wird eine vom MV in Auftrag gegebene Studie angezweifelt, die aufzeigt, dass die Mietenden zwischen 2005 und 2021 insgesamt 78 Milliarden zu viel an Mieten bezahlt haben. MV-Generalsekretärin Linda Rosenkranz hat eine Replik geschrieben, in der nachzulesen ist, warum diese skandalös hohe Zahl eben doch stimmt und wir sie auch in Zukunft so oft wie möglich nennen sollten.
Skandalös ist auch der Mietzins in unserer Titelgeschichte aus Zürich. Nachdem Judith Bucher und Sabina Düringer aus ihrer 3,5-Zimmer-Wohnung ausgezogen waren, fanden sie diese im Internet wieder ausgeschrieben – für 9900 Franken! Mehr als das Doppelte von dem, was sie bezahlt hatten. Noch mehr als der Mietzins irritierte die beiden aber, dass ihre Wohnung überhaupt ausgeschrieben war. Hatte ihnen der Vermieter doch wegen Eigenbedarfs gekündigt und müsste jetzt eigentlich die Wohnung für sich oder zumindest ein Familienmitglied beanspruchen. Isabel Plana hat die Geschichte für uns aufgeschrieben.