Editorial

Wie viele solche Geschichten haben wir im M+W in den letzten Jahren wohl erzählt: Von Menschen, denen die Wohnung gekündigt wird, weil die Eigentümerin – meist eine Bank, eine Pensionskasse oder eine Versicherung – ihr Haus entweder totalsanieren oder abreissen und durch einen Neubau ersetzen will. In den allerwenigsten Fällen können die Mietenden danach in ihre Wohnung zurückkehren. Meist aus dem einfachen Grund, dass sie sich den neuen Mietzins nicht leisten können.

Für diese Ausgabe hat Isabel Plana eine Gruppe von Menschen in Uster besucht, die vor kurzem die Kündigung erhalten haben. Die vier dreistöckigen Wohnblöcke, in denen sie wohnen, sollen abgerissen und durch fünf grössere, höhere ersetzt werden – dabei sind sie noch nicht einmal vierzig Jahre alt. Die Besitzerin UBS will verdichten und damit ihre Rendite maximieren. Die Mietenden haben die Kündigungen angefochten und das Gespräch mit der Eigentümerin gesucht. Die weigert sich aber bis jetzt, mit ihnen zu reden.

Was macht es mit den Menschen, die zum Teil nach Jahrzehnten ihr Zuhause verlieren? Esther Banz ist dieser Frage nachgegangen und hat festgestellt, dass das Thema noch sehr wenig erforscht ist. Die Fachpersonen, mit denen sie gesprochen hat, zeigten sich aber alle sehr besorgt. Der Verlust der Wohnung ist besonders für verletzliche Menschen – ältere oder solche mit kleinem Einkommen – sehr belastend. Mit der Thematik setzt sich auch der Film «Kleine Heimat» von Hans Haldimann auseinander. Haldimann begleitete über mehrere Jahre zwei über 90-jährige Frauen, die nach sechzig Jahren aus ihrer Wohnung in Zürich-Leimbach ausziehen mussten, weil die Siedlung abgerissen wurde. Der eindrückliche Film läuft aktuell in den Kinos.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Sommer!

Andrea Bauer