Editorial

Andrea Bauer, Verantwortliche Redaktorin

In den letzten anderthalb Jahren ist aus Sicht der Mietenden eine Menge passiert: Im Winter 22/23 stiegen die Energiepreise und damit die Nebenkosten, die Rede war von einer «Energiekrise». Diese wurde Anfang 2023 von der nächsten Krise abgelöst – der «Wohnungskrise». Im Juni und im Dezember dann stieg der Referenzzinssatz und als Folge davon viele Mieten. Über den Jahreswechsel 23/24 schliesslich musste die Allianz «Nein zum Angriff auf das Mietrecht» gleich für zwei Referenden Unterschriften sammeln. 

Wir haben mit Linda Rosenkranz auf diese ereignisreichen Monate zurückgeschaut – es waren ihre ersten als Generalsekretärin des Mieterinnen- und Mieterverbands. Linda Rosenkranz hat uns auch gesagt, dass es für die Mietenden in den nächsten Monaten keineswegs ruhiger wird. Aber lesen Sie selber auf den Seiten 6 bis 9. 

Was uns sicher weiter beschäftigen wird, sind die hohen Mieten. Eine aktuelle Studie zeigt, dass die Mietenden nach wie vor viel zu viel für ihre Wohnungen bezahlen. Wie viel Geld da umverteilt wird, zeigt der Text auf Seite 5. Was man konkret in einer Zürcher Neuüberbauung für eine Wohnung zahlen muss, ist im Text von Isabel Plana auf den Seiten 10 bis 13 nachzulesen. Angesichts der Beträge hat sie die Frage gestellt: Was ist eigentlich noch legal und was schon Wucher? 

Dass das Hauptproblem der sogenannten Wohnungskrise nicht der Mangel an Wohnraum an sich ist, sondern der Mangel an bezahlbaren Wohnungen, sagen MV-Vertreter*innen wie Linda Rosenkranz oder Carlo Sommaruga (siehe sein Kommentar auf Seite 4) immer und immer wieder. So auch am runden Tisch von Bundesrat Guy Parmelin. Im «Aktionsplan Wohnungsknappheit», den dieser nun veröffentlicht hat, steht davon aber kein Wort. Das Problem der explodierenden Mieten wird von unserem Wohnminister hartnäckig ignoriert. 

Was bleibt uns da übrig? Das Heft selber in die Hand nehmen und eine entsprechende Volksinitiative lancieren, wie es die MV-Delegierten letztes Jahr beschlossen haben. 

Ich wünsche Ihnen eine gute Lektüre!