Editorial

Andrea Bauer, Verantwortliche Redaktorin

Dass ganze Siedlungen leergekündigt werden, damit nach einer Sanierung die Wohnungen teurer vermietet werden können, ist zumindest in städtischen Umgebungen zur Normalität geworden. Wer in einer älteren, günstigen Wohnung wohnt, muss schon fast damit rechnen, dass eines Tages eine Kündigung ins Haus flattert. Wie aber gehen Menschen damit um, wenn sie ihre Wohnung verlieren? Dieser Frage geht die Studie «Entmietet und verdrängt» nach, die vor kurzem erschienen ist. Esther Banz hat für uns mit Miriam Meuth und Christian Reutlinger gesprochen, die die Studie geleitet haben. 

Besonders wer lange Zeit in einer Wohnung gelebt hat, hat nach einer Kündigung oft Mühe, eine bezahlbare Wohnung zu finden, denn die Neumieten sind in den letzten Jahren und Jahrzehnten massiv angestiegen. Das Problem ist, dass viele der Mieten heute nicht mehr den Kosten entsprechen, welche die Eigentümerschaft tatsächlich hat, sondern der Rendite, die sie mit ihr erzielen will. Die Kostenmiete ist schleichend durch eine Marktmiete ersetzt worden. 

Um diese Entwicklung zu stoppen, haben die Delegierten an der Generalversammlung in Biel die Lancierung einer Initiative beschlossen. Sie soll zwei Elemente enthalten: die Verankerung der Kostenmiete in der Verfassung und die Einführung einer Mietzinskontrolle. Das eine soll verhindern, dass neue Mietzinse zu hoch sind, das andere dazu führen, dass bestehende zu hohe Mieten gesenkt werden müssen. 

Im nächsten Jahr können Sie also selber aktiv werden gegen zu hohe Mieten, indem Sie die Initiative unterschreiben und weitere Unterschriften sammeln. Und sollten Sie selber wegen des gestiegenen Referenzzinses erst kürzlich eine Mietzinserhöhung erhalten haben: Überprüfen Sie sie unbedingt mit unserem Mietzinsrechner. Allein im Monat Juni war jede zweite der rund 40 000 überprüften Erhöhungen mutmasslich zu hoch. 

Ich wünsche Ihnen eine gute Lektüre und einen schönen Sommer! 

Andrea Bauer