Airbnb verknappt und verteuert den Wohnraum

Zuerst wurde allen Mieter*innen der Theaterstrasse 13 gekündigt, danach wurde umgebaut. Jetzt befinden sich in der Liegenschaft diverse möblierte Kleinapartments, die für ein Vielfaches des früheren Mietzinses vermietet werden. Foto: Mario Stübi

Früher Mietwohnung, jetzt Airbnb: Mieter*innen in Tourismusdestinationen leiden unter dem ungebremsten Wachstum des Internetriesen. In Luzern will eine Volksinitiative das Geschäftsmodell in die Schranken weisen. 

In städtischen Gebieten und in touristischen Hotspots wird es zunehmend schwieriger, eine passende, bezahlbare Wohnung zu finden. Ein Faktor, der diese Entwicklung zusätzlich antreibt: kommerzielle Kurzzeitvermietungen, überwiegend über die Buchungsplattform Airbnb. 

Lukratives Geschäftsmodell 

Luzern ist beides: Die Stadt mit einem aktuellen Leerwohnungsbestand von 0,88 Prozent gehört für Hunderttausende internationale Tourist*innen zum Schweizer Must-see. Sehenswürdigkeiten abklappern, Ausflug in die Berge, Rundfahrt auf dem See, teure Uhr kaufen. Zur Übernachtung entscheiden sich immer mehr Gäste für ein Apartment auf Airbnb. Dort steigt die Anzahl der Angebote seit Jahren – trotz Covid und ausbleibenden chinesischen Gästen. 

Es sind aber kaum mehr findige Einzelmieter*innen, die ein Zimmer oder ihre ganze Wohnung online stellen und so nebenbei etwas verdienen. Die grosse Mehrheit der Anbieter sind professionelle Firmen, welche sich meist um ganze Liegenschaften kümmern, wo keine einzige in der Stadt angemeldete Person mehr wohnt. Ein äusserst lukratives Geschäftsmodell auf Kosten aller Mieter*innen. 

Dieser Trend müsste der öffentlichen Hand zu denken geben. «Eine Wohnung auf Airbnb bringt praktisch keine Steuereinnahmen. Ganz im Gegensatz zu Personen, welche ihren festen Wohnsitz hier haben», sagt David Roth. Der Kantonsrat und Präsident der SP Kanton Luzern erklärt: «Die Vernichtung von Wohnraum führt dazu, dass immer weniger Einwohner*innen die Infrastruktur finanzieren, welche aber bei kurzfristigen Vermietungen gratis genutzt wird. Wenige Private profitieren, die Allgemeinheit bezahlt.» 

Die Hälfte der Wohnungen an der Habsburgerstrasse 5a werden nur noch kurzzeitig vermietet. Foto: Mario Stübi

Vermietungsmaximum von drei Monaten 

Gemeinsam mit Casafair, SP und JUSO hat der Mieterinnen- und Mieterverband Luzern NW OW UR deshalb eine städtische Volksinitiative lanciert, welche der Zerstörung von Wohnraum durch Airbnb und Business-Apartments einen Riegel schieben will. Mittels eines Vermietungsmaximums für ganze Wohnungen von 90 Tagen pro Jahr sollen das kommerzielle Vermarktungsmodell unattraktiv gemacht und entsprechende Wohnungen wieder dem gewöhnlichen Wohnungsmarkt zugeführt werden. Das würde eine Rückkehr zum ursprünglichen Gedanken der Sharing Economy bedeuten: «Bei Sharing Economy steht das Teilen und nicht die Profitmaximierung im Vordergrund», sagt Valentin Humbel, Vorstandsmitglied der JUSO Luzern. Und Casafair-Vorstandsmitglied Jörg Häfliger ergänzt: «Wohnraum ist ein knappes Gut. Deshalb macht es auch Sinn, ihn möglichst effizient zu nutzen. Es ist dringend notwendig, dass die Bevölkerung nun Leitplanken setzt.» 

Bund für bezahlbaren Wohnraum 

Jacqueline Badran ist Vorstandsmitglied des Mieterinnen-und Mieterverbands Schweiz. Sie unterstützt das Anliegen der Initiative. «Airbnb verteuert die Wohnungen. Das frisst Kaufkraft weg», so die Zürcher SP-Nationalrätin. Gestützt wird ihr Fazit vom Bund. In seinen «Trends und Herausforderungen» stellte das Bundesamt für Raumentwicklung bereits 2018 fest: «In urban geprägten Räumen mit einer stark zunehmenden Bevölkerung und in den erstklassigen Tourismusdestinationen braucht es […] ein geeignetes und bezahlbares Wohnangebot – auch für wirtschaftlich schwächere Bevölkerungsgruppen. Denn Wohnkosten können in unteren Einkommenssegmenten gewichtige Einschränkungen zur Folge haben.» Top-Destinationen wie Paris, Barcelona oder Berlin haben dies schon vor Jahren erkannt und Airbnb unter massive Regulierungen gestellt. Das Luzerner Stimmvolk hat es am 12. März in der Hand, das Wachstum von kommerziellen Kurzzeitvermietungen zu stoppen und das Angebot an Wohnraum zu erweitern. 

Autor: Mario Stübi, Präsident MV Luzern NW OW UR