Was passiert, wenn der Abriss droht? Der Dokumentarfilm «Brunaupark» spürt den Veränderungen innerhalb einer Siedlungsgemeinschaft nach, deren Tage gezählt sind, seit den Mieter*innen gekündigt wurde.
Ein Sturm zieht auf und die dürren Bauprofile taumeln im Wind; man fürchtet, dass sie umknicken. Es ist ein passend düsterer Einstieg in den Film, denn über dem Brunaupark brauen sich nicht nur meteorologische Stürme zusammen: Seit die Besitzerin der Siedlung – die Pensionskasse der Credit Suisse – einen Ersatzneubau plant und (fast) allen Mieter*innen gekündigt hat, leben diese in erdrückender Ungewissheit. Widerstand und Hoffnungslosigkeit treffen aufeinander, und alle Betroffenen vereint die Frage: Was bringt die Zukunft?
Einst Tongrube, heute Wohnquartier
Auf einem Gelände in Zürichs Süden, auf dem einst Ton abgebaut wurde, baute die Credit Suisse zwischen 1980 und 1996 die vier Gebäude des Brunauparks mit insgesamt 385 Wohnungen. Drei der vier Gebäude sollen nun einem Ersatzneubau weichen.
Im Jahr 2020 lagen die Kündigungen in den Briefkästen der Mieter*innen. Die Verwaltung versprach gute Referenzen. Und meinte: «Wir sind uns bewusst, dass diese Situation für Sie unerfreulich ist.»
Die Menschen verlieren nicht nur Wohnraum
Klavierklänge schweben durchs Gebäude, das sich langsam leert. Auf den Klingelschildern stehen nur noch wenige Namen. «Wir haben Beziehungen verloren, für uns Eltern, für die Kinder. Es war so lebendig früher und jetzt ist es immer leer (…). Aber ich will hierbleiben», sagt eine Mieterin.
Gleich nebenan, beim Verwaltungszentrum der CS, treffen sich Mitarbeitende zum Joggen im Brunaupark, während die Kinder auf den Fundamenten der Bauprofile spielen. Wo früher eine Gemeinschaft gedieh, werden heute Möbel, Kisten und Plüschtiere mit dem Lift hinaus-, aber auch hineintransportiert. Denn in den leeren Wohnungen etablieren sich Zwischennutzungen. Auf den Balkonen und in der Tiefgarage feiern die Neuen Partys, das Zusammenleben in der Siedlung welkt und wird anonymer.
Figuren aus dem Leben
Der Film berührt, weil man in den Protagonist*innen Figuren aus dem eigenen Leben wiedererkennt: die Jugendlichen beim Rumhängen am Teich, die Grosseltern in ihrer Stube beim Kafi, die Quartierbeiz als Treffpunkt für Einsame. Man versteht, wie wichtig und zerbrechlich solche Gemeinschaften sind und dass das, was im Brunaupark passiert ist, vielen von uns auch drohen könnte.
Text: Barbara Naegeli