Die Sparkampagne beim Heizen ist wichtig, damit wir gut durch den Winter kommen. Noch mehr Wirkung hat sie, wenn das Sparen auch finanziell belohnt wird. Das ist aber längst nicht überall garantiert.
In neueren Wohnungen ist es Standard: Jede Mietpartei bekommt die Heizkosten verrechnet, die sie selber verursacht hat. Das ist nichts als gerecht, denn der Verbrauch ist sehr unterschiedlich. Die einen mögen es wärmer, andere nehmen es nicht so genau mit dem Schliessen der Fenster, und wieder andere machen sich einen Sport daraus, den Energieverbrauch so stark wie möglich zu senken. In Neubauten und bei Sanierungen ist eine individuelle Abrechnung der Heizkosten in grösseren Liegenschaften Vorschrift. In Altbauten hingegen gilt dies – mit Ausnahme von Baselland und Basel-Stadt – nicht: Ausgerechnet dort, wo hohe Heizkosten entstehen, wird oft noch pauschal abgerechnet und alle zahlen gleich viel.
Wer also spart, profitiert kaum davon und ärgert sich unter Umständen über die Nachbar*innen, die den ganzen Winter das Fenster offen lassen. So kommt es, dass der Verbrauch der einen Partei bis zu drei Mal höher oder eben tiefer sein kann als derjenige der anderen, beim Warmwasser kann der Verbrauch eines verschwenderischen Haushalts sogar acht Mal höher sein als der eines sparsameren oder auch viel kleineren Haushalts. Da läppert sich schnell einmal etwas zusammen. In einem schlecht isolierten Haus machen diese Unterschiede nicht ein paar hundert, sondern 1000 bis 2000 Franken aus.
Der Bundesrat interessiert sich nicht für diese Unterschiede. Er lehnte im Sommer einen Vorstoss ab, der für alle Gebäude eine individuelle Heiz- und Warmwasserabrechnung verlangte. Das sei zu kompliziert und Sache der Kantone, hiess es. Die Antwort fiel damit arg lapidar aus: Erstens ist es der Bund, der bei Neubauten diese Abrechnung verlangt, und zweitens ist die Forderung gegenwärtig aktueller denn je: Mit den hohen Energiekosten bekommt das Anliegen zusätzliche Berechtigung. Will der Bundesrat die Mietenden in seiner Sparkampagne mitnehmen, sollte er ihnen auch einen finanziellen Anreiz zum Sparen beim Heizen anbieten.
Text: Michael Töngi